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Ausstellungen: Brüssel · von Annelie Pohlen · S. 367 - 372
Ausstellungen: Brüssel , 2008

Annelie Pohlen
Mike Kelley

Educational Complex Onwards, 1995 – 2008
WIELS Contemporary Arts Center, 12.4. – 27.7.2008

Der karge Titel „Educational Complex Onwards“ klingt nach Analyse – und unangenehm nach Schule als Bildungsanstalt und Folterkammer. Mike Kelley hat die vorgebliche Auseinandersetzung mit dem Erziehungssystem 1995 gestartet, weil ohnehin alle unterstellten, dass sein exzessives Werk, vornehmlich seine angeschmuddelten Stofftiere irgendwie mit einem gestörten Entwicklungsprozess zu tun haben müssten. 1983 macht die McMartin Preschool Schlagzeilen wegen Kindesmissbrauchs. Amerikas Medien und in der Folge die gesamte Gesellschaft schwelgen in deren Aufdeckung. Der Prozess um die Ereignisse an der Vorschule im vornehmen Manhattan Beach zählt mit 10 Jahren zu den längsten in der amerikanischen Rechtsgeschichte.

„Meine ursprüngliche Faszination kreiste um die Kontroversen in der Auseinandersetzung mit dem so genannten ‚repressed memory syndrome’.“ Also hat er sich aufgemacht, aus seinen Erinnerungen an die Kindheit, respektive Schulzeit, Spuren geheimer Indoktrination und gar sexuellen Missbrauchs ans Licht zu bringen.

Der Versuch, alle Schulen, die er je besucht hat, aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, scheitert – erwartungsgemäß. Mike Kelley startet einen neuen Anlauf unter zur Hilfenahme von alten Fotodokumenten und Grundrissen. Ein ‚Bild’, das in irgendeiner Weise einer objektiven Wahrnehmung oder gar biografischen Fakten zuzurechnen wäre, wird auch daraus nicht. Kaum anzunehmen, dass dies je seine künstlerische Intention gewesen ist. Das aufreizende Klima einer Biografie eignet sich bestens als Folie für Kelleys grundsätzliches Interesse an philosophischen und psychologischen Systeme und deren Banalisierung im aufgeheizten Klima der sich an Fakten und Pseudofakten delektierenden Konsum- und Mediengesellschaft.

In welchem Maße der 1995 gestartete Educational Complex…



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