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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 438 - 441
Ausstellungen: London , 2005

Edgar Schmitz
Weltergreifungen

»Open Systems: Rethinking Art c1970«
Tate Modern, 1.6. – 18.9.2005

Die Umbruchszeit westlicher Kunstproduktion, die Lucy Lippard für die fünf Jahre von 1967-1972 als Dematerialisierung des Kunstobjektes untersuchte, wird in Open Systems als Ansammlung von aktivierbaren Systemen aufgebaut. Und damit untersucht die Ausstellung nicht so sehr Form als vielmehr die Ansprüche und Verweissysteme, die neben Kulturellem auch Soziales und Politisches einbeziehen und damit genau in dieser Epoche den Stellenwert des Formalen selbst immer wieder neu ausarbeiten.

Der Ausstellungsdurchlauf selbst ist damit erstmal als Umformulierung präsentiert. Erst werden paradigmatisch dem Minimalismus entlehnte Kisten mit neuen Inhalten und Referenzsystemen aufgeladen. Hans Haackes Condensation Cube (1963-65) bezieht den Galerieraum als physisch-atmosphärische Gegebenheit ein, Richard Long unterfüttert den Kubus mit der Weite des Naturhaften, und Robert Smithsons mit Spiegeln ausgekleideter Four-Sided Vortex (1967) funktioniert als optisch-metaphorische Einbeziehungsapparatur, die den Ausstellungsraum immer nur mit gebrochen vervielfältigtem Betrachter wiedergibt.

Von diesen Neubesetzungen aus verzweigt sich Art c1970 in der Ausstellung dann in neue Produktionsformate und Bezugssysteme. Während Mel Bochner den Ausstellungsraum selbst abmisst, als Erfahrungshorizont hervorhebt und problematisiert (Measurement: Room, 1967), schreibt Martha Rosler in Vital Statistics of a Citizen, Simply Obtained (1977) den (weiblichen) Körper als Objekt von Vermessung ein und problematisiert damit Zugriff selbst als Machtfrage. Und mit einer Re-Inszenierung der Anarchitecture Show von 1974 wird auch Architektur ideologisch herausgefordert und als zufalls- und unfallsbedingtes System umdefiniert.

Letztlich aber (so der Tenor der Ausstellung) mündet die Reihe neuer Fragestellungen und Umgangsformen in eine gesteigerte Selbstreflexivität, die die Bedingungen künstlerischer Produktion als Erfahrungs(un)möglichkeit aufführt. Mit Bruce Naumans…



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