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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 363 - 364
Ausstellungen: London , 2005

Edgar Schmitz
Fast politisch

Turner Prize 2004
Tate Britain, 20.10 – 23.12.2004

Wenn Jeremy Deller in „Memory Bucket” (2003) schwärmerische Berichte über George W Bush’s Lieblingshamburger mit Millionen von Fledermäusen zusammenbindet, die sich aus einer unterirdischen Höhle in den Abendhimmel erheben, entsteht daraus ein Film über Texas, dessen Sensationen immer woanders als im gezeigten Material selbst liegen. Nicht im Foto von George W Bush im Restaurant am Straßenrand oder in den aufgereihten Gewehren, die im Geschäft nebenan hinter dem Präsidenten Cut-Out verkauft werden. Die Sensationen der Arbeit liegen vielmehr darin, wie sich in und durch sie eindeutige Postionsbestimmungen immer wieder verunklären. So ist bei den Aussagen zum Waco-Massaker eigentlich nicht mehr klar, ob die Sekte je gefährlich gewesen sein könnte und wie sich die aufgebotene Staatsgewalt je rechtfertigen ließ. Bei den Bush-Protesten in der Stadt äußern sich Quaker zu ihren Vorbehalten gegenüber der Regierung und im Tankstellenrestaurant erklärt die Bedienung in entwaffnender Banalität, wie der Geheimdienst die Zapfsäulen sperrt, bevor der Präsident zum Essen erscheint. Und genau diese Reihung von Bestandsaufnahmen eines sehr merkwürdigen Ortes schließt sich dann in den Fledermäusen, die fast die Hälfte des Films lang knisternd und flatternd aus der Höhle hervorkommen und auf eine ganz andere Art Texasromantik zurückgehen. Dass diese sich nicht einreihen muss und dass der Film derart anders enden kann, als er erstmal angelegt ist, ist dabei auch für Deller selbst eine deutliche Positionserklärung. Es geht ihm nicht darum, Positionen einzunehmen (selbst wenn seine Sympathien überdeutlich sind, für die Protestierenden in Texas, Fahrradfahrer in…


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