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Titel: Lebenskunstwerke · von Hubert Matt · S. 98 - 99
Titel: Lebenskunstwerke , 1998

“Wir nützen uns permanent gegenseitig aus”

Gottfried Bechtold (GB) und Hubert Matt (HM) zum Projekt REZ

GB: Die Entwicklung des REZ-Projekts war von Anfang an klar definiert durch unseren Algorithmus – darauf hat man sozusagen einen Eid geschworen. Dort haben wir festgehalten: Wenn gewisse äußere Ereignisse zeitlich wie inhaltlich eingetreten sind, gibt es einen Punkt, der das Ende des Projekts bedeutet. Unser Ziel ist, eine immaterielle Skulptur zu erschaffen. Wenn wir versagen, hat die “Skulptur” nie existiert.

HM: Der prozessuale Aspekt war von Anbeginn an beabsichtigt, wobei ja im Konstitutionsvertrag steht: “Es handelt sich um eine Skulptur, die gewesen ist”. Also: Sie ist auch im Jahr 2000 nicht zu besichtigen. Es sind dann Dinge zu besichtigen, die von dieser Skulptur ausgelöst wurden.

GB: Die Skulptur kann sich in Ermangelung der materiellen Manifestation nicht über einen längeren Zeitraum hinüberretten. Durch den totalen Materialverzicht ergaben sich dann ja auch zunehmend Schwierigkeiten. Ende ’95 haben wir überlegt, ob es ein Sakrileg ist, wenn wir unsere Notizzettel in ein traditionelles Kunstwerk übersetzen, um in Form eines Multiples ein Archiv anzulegen. Wir haben beschlossen, daß wir die 24 Abteilungen des REZ-Projekts jeweils mit einem Objekt kommentieren. Das Multiple ist uns als eine Form der läßlichen Sünde erschienen.

HM: Im Prinzip betreiben wir ein ständiges Transformatorensystem. Wir verlagern damit die gesamte virtuelle Diskussion in den materialen Bereich.

GB: Wenn du Strukturen aufbaust, erwartest du, daß unter spezifischen Maßregeln ein gewisses Ergebnis zustande kommt. Wir haben eben diese Hommage an die Kulturleistungen der Menschheit beabsichtigt. Du kommst bei dem Projekt drauf, daß diese…

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