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Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen · von Ines Lindner · S. 116 - 119
Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen , 1994

Ines Lindner
Anna Oppermann

Mehr als Aide-Memoires
»Anmerkungen zu Ihrer Verwendung der Fotografie und zur Digitalisierung Ihrer Ensembles«

»Among the novelties in postmodernism, then, are deliberate mismatchings with implications not folding into each other or not coming into focus on a single plane.«*

Erinnerung funktioniert nicht linear. In ihr bilden sich Kraftfelder und Beziehungsnetze aus. Nichts verhält sich eins zu eins. Jedes Erinnern überarbeitet, es ändert Konsistenz, Format, und die Bezüge. Erinnerung reproduziert nicht bloß, sie produziert. Wenn man sich das Gedächtnis als Schauplatz dieser Tätigkeit vorstellt, so wäre der als Ort zu denken, an dem alles zugleich ist und doch nicht gleich verfügbar, ein Ort der Perspektivwechsel, der Lücken, Sprünge, der Verknüpfungen.

Anna Oppermanns Ensembles sind solche Orte, in denen das, was darin eingeschichtet ist, keinen festen Platz hat, nie einfach bleibt, was es gewesen ist. In Zeichnungen, Fotos, Bildern wird es immer neu konstelliert und reflektiert. Die Perspektive ändert sich, der Ausschnitt, das Format. Die Objekte werden Teile eines Netzwerks aus Wiederholungen und metonymischen Verschiebungen, die im Prozeß dynamischer Verknüpfung den Ort immer erst hervorbringen, den sie besetzen. Diese Bewegung hält den Raum des Ensembles offen, ohne daß es je unvollständig wäre.

In das kaleidoskopische Spiel von Spiegelung und Neufiguration1 hat Anna Oppermann während der über Jahre hinweg immer wieder aufgenommenen Arbeit an einem Ensemble Bruchstücke aus dem eigenen Erfahrungsraum und Fragmente veröffentlichter Diskurse eingefügt. Dies ist nicht bloß eine Erweiterung des Ensembles gewesen, sondern stets auch eine Auseinandersetzung mit seinem Bestand. In jedem Aufbau bezog sie sich auf frühere Zustände des Ensembles,…



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