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Gespräche mit Künstlern · von Heinz-Norbert Jocks · S. 288 - 297
Gespräche mit Künstlern , 1993

Robert Longo:
»Ich bewundere immer Dinge, auf die ich neidisch bin«

Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks

Robert Longo, der als Mitglied einer Band erste Kontakte mit der Öffentlichkeit unterhielt, fotografierte, drehte Videos und Filme. Mit David Salle, Julian Schnabel, Eric Fischl und Cindy Sherman gehört er zu der Generation jener amerikanischen Künstler, die in den Achtzigern versuchte, die Welt mit ihren eigenen Mitteln zu denunzieren. Auf aggressive, grelle und überdimensionierte Weise. Longo, direkter in seiner Kritik als seine Zeitgenossen, kehrte im Jahre 1990 New York den Rücken und zog für zwei Jahre nach Paris, immer noch von der Kunst als Wahrheitsstifter überzeugt. Laut ist seine Trauer, mit der er gegen Ungerechtigkeiten rebelliert wie zuletzt in den Ausstellungsräumen von Hans Mayer in Düsseldorf.

*

H.-N. J.: Wie verstehen Sie Kunst?

R. L.: Kunst in ihrer Unterschiedlichkeit ist vielleicht mit einer Treppe zu vergleichen. Wie stelle ich mir eine Treppe vor? Jede Stufe entspricht einem unterschiedlichen Bedeutungslevel oder einem unterschiedlichen Bedeutungsgrad. Als Künstler würde ich es gerne sehen, wie das Die-Stufen-Hinabsteigen zum Erlebnis wird. Ich glaube, daß es von der Intention und der Art, wie ein Werk aufgebaut ist, abhängt, wie schnell Sie die Stufen hinuntergehen, und ein Werk wie dieses treibt Sie die Stufen herunter. Verstehen Sie, Sie werden quasi hinuntergeschubst. Ich bin mir sicher, daß es nicht nur eine Bedeutung oder eine Bedeutungsebene in einem Werk, sondern eine irgendwie ineinander verschränkte Bedeutungsvielfalt gibt. Kunst als autonome Denkart läßt sich mit der linearen Struktur der Sprache überhaupt nicht erfassen. Vereinfachend gesagt, dachte ich, als ich vor…


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von Heinz-Norbert Jocks

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