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Biennalen: Triennale Maribor · von Heinz Schütz · S. 331 - 332
Biennalen: Triennale Maribor , 1992

Heinz Schütz
Art d’Eco

4. Internationale Triennale Ökologie und Kunst, Maribor, 19.6. – 31.7.1992

Täler – grün, Berge – hoch, Hügel – sanft, Dörfer – friedlich, ab und zu weidende Kühe, seltener Schafe, Szenen wie aus dem touristischen Bilderbuch im Zugfenster auf dem Weg von München nach Maribor, auf dem Weg in Richtung Jugoslawien, das es nicht mehr gibt, auf dem Weg nach Slowenien, in jenes Land, in dem – so zumindest schildert es Peter Handke im “Abschied des Träumers vom Neunten Land” – die Wirklichkeit noch wirklich erschien, in dem ein heimliches Einverständnis zwischen den Dingen und ihrer Bezeichnung bestand, ein Einverständnis, das zerbröckelte und zerbarst. – Annäherung an ein Kriegsgebiet. Nein, in Maribor herrscht nicht Krieg, vielmehr erfaßte der Aufschwung die einst graue Stadt. Und doch kann der Anblick der renovierten Fassaden das beklemmende Wissen nicht verdrängen: In der Nähe werden Menschen erschossen, vergewaltigt, vertrieben, gefoltert, hingeschlachtet.

Kann Kunst davon unberührt bleiben? Läßt sich trotz allem eine Ausstellung organisieren? Ist es möglich, den Krieg zu vergessen und über Kunst zu schreiben? – Antworten auf derartige Fragen münden in Aporien und führen rasch zu einer “Theodizee” der Kunst, und dies, obwohl heute weniger Religion als Aufklärung not tut, denn die Barbarei dieses Krieges eliminiert zwar zynisch die Vernunft, doch sind damit – so sehr dies dem postmodernistischen “Vom Ende der Aufklärung” entgegenkommen mag – keineswegs die Ideale der Aufklärung widerlegt. Im Gegenteil, erneut bestätigt sich die Notwendigkeit von Maximen wie jenen, daß der Mensch im Menschen über seine nationale und konfessionelle Zugehörigkeit…


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