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Nachrichtenforum: Aktionen, Pläne & Projekte · S. 418 - 423
Nachrichtenforum: Aktionen, Pläne & Projekte , 1991

Wechsel am Rhein

Am 1. Juni räumte Dr. Siegfried Gohr seinen Direktorensessel im Museum Ludwig. Nachfolger wurde der Schweizer Marc Scheps, zuletzt Chef am Museum von Tel Aviv und vom Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek mit dem Aufbau eines “Bible Lands Museum” betraut. Trotz seiner Verdienste um die bedeutendste Sammlung zeitgenössischer Kunst im Nahen Osten gilt der Museumsmann im internationalen Kunstbetrieb als unbeschriebenes Blatt. Seine Nominierung für Köln löste denn auch Überraschung aus, Galerist Michael Werner höhnte gar, in Tel Aviv habe Scheps sich ja “an unprofessionelle Zustände” gewöhnen können. Werners Galligkeit kommt nicht von ungefähr, waren doch die Künstler, die er vertritt, im Gohr-Programm immer recht opulent vertreten. Gohr allerdings ist mit Sammler Ludwig dermaßen zerstritten, zuletzt über die Einschätzung von DDR-Kunst, daß eine Vertragsverlängerung nicht in Frage kam. Nachfolger Scheps hingegen wies als erstes auf sein gutes Verhältnis zum Namenspatron des Museums hin: Er hatte die Sammlung Ludwig schon 1979 in Israel präsentiert.

Zum Abschied jedoch überschüttete Ludwig den scheidenden Direktor mit Lob; die beiden Fördervereine beschenkten Gohr mit 18 Radierungen von Baselitz und einer Skulptur von Chaissec.

In einem Zeitungsinterview rechnete Gohr wenige Tage später mit den Stadtvätern ab: “Von den vielen beteiligten Verwaltungsstellen” gingen keine kreativen Impulse aus, man erkenne nicht, daß “die Aufgaben des Museums andere sind als die des Liegenschaftsamtes oder des Einwohnermeldeamtes”. Gohr weiter: “Ich wünsche jedem Nachfolger Mut und Durchsetzungsvermögen, denn er kann nicht damit rechnen, daß er von irgendeiner Seite in Köln Rückendeckung bekommt, weder strategisch noch finanziell noch organisatorisch.” Gohr möchte in Zukunft als…

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