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Titel: Kunstwerte - Markt und Methoden · S. 74 - 77
Titel: Kunstwerte - Markt und Methoden , 1989

Stephan Schmidt-Wulffen
Kunstwerte – Markt und Methoden

Um Wahrheit, Kampf, ideelles Gut, Mut als Künstler oder Sammler geht es längst nicht mehr”, klagt Heliod Spiekermann, ihres Zeichens Zahnärztin, Kunstsammlerin und jetzt auch Gelegenheitsdichterin.’Ohne Titel’ bleibt ihr Buch, ohne Zahl sind ihre Verlustmeldungen: Zur Beute- und Karrierequelle, zum tonnenweisen Verschiebebahnhof von Ware sei die Kunst heruntergekommen. Die Klage ist nicht neu, auch wenn es eher zu den Ausnahmen gehört, daß sie Buchform annimmt. Gestöhnt wird da über das schnöde Marktinteresse, dem jede schöpferische Eigenart geopfert wird. Hin sei jene extraordinäre Gesinnung, die nicht mit schnödem Mammon zu bestechen war, weil sie nur mit olympischem Ruhme honoriert werden wollte. Heute müßten die Bilanzen stimmen und nicht mehr die Kunstgeschichten. Und der erhobene Zeigefinger senkt sich anklagend in Richtung jüngster Produktionen: Schnörkel, Schmuck und schöner Schein, was sind sie anderes als Tricks, mit denen die Werke rascher abgesetzt werden sollen. Nie war die Avantgarde so unterhaltend wie heute. Wo doch, wie wir mühsam gelernt haben, nur was mißfällt Bedeutung haben kann. “No question, der profitable Handel brachte den Wandel, vom Kunstprodukt im inneren Monolog erdacht, verschachert zum merkantilen Objekt, zweckentfremdeter Fetisch, geschändete Art”, reimt die strenge Heliod Spiekermann.

Die Debatte gehört in einen Glaubenskrieg, der gegenwärtig geführt wird. Und eher religiös als intelligent sind die Argumente. Es geht um eine Versuchung, der zu widerstehen der modernen Kunst bisher ihren Nimbus verliehen hat. “Wenn man Eile hat, wenn man schnell an die Spitze kommen will, wenn man nicht die Arbeit als Selbstzweck ansieht, wenn man an…


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