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Ausstellungen: Münster · S. 288 - 287
Ausstellungen: Münster , 1985

Der Ort des Bogens

Jürgen Partenheimer im Westfälischen Kunstverein Münster, 9.12,1984-17.2.1985

Kunst, die eine Aussage im Sinne von Wissen vermittelt und nicht ein zusätzlicher Undefinierter Schrei im babylonischen (Bild-)Sprachgewirr ist, hat Seltenheitswert. Zu ihrer Formulierung gehört Mut, vor allem das Bekenntnis zu einem konstruktiven Denken, ohne das künstlerischer Ausdruck schnell zur Illustration oder Dekoration werden kann. In diesem Sinn ist die Bildsprache von Jürgen Partenheimer eine intellektuelle, die um den Sinn der Zeichen, der Mythen weiß und die Lehren der Philosophie, der Psychologie akzeptiert.

Partenheimer kennt die Mythenforscher und -erschaffer, die Kunstphilosophen und philosophierenden Künstler – von Mircea Eliade bis Picabia, von Gaston Bachelard bis Leonardo da Vinci. Die Lektionen von Michel Foucault und Jean Baudrillard sind gelernt, und die Zeit der Vermittlung ist gekommen – labyrinthisches Denken und neu angewandte Symbolik führen zu einer Umstellung der Zeichen. So nennt Partenheimer seine Arbeiten – ob Radierung, Linolschnitt oder Aquarell – meistens »Zeichnung«.

Was seine Kunst über eine strikte Umsetzung vorgegebener Erkenntnisse hinausführt, ist die Freiheit der Gedankenverbindungen; die Phantasie wird angeregt, nicht eingeengt. Die Welt der Zeichen behält ihr Geheimnis, das unser Wissen beflügelt – Wissen um Formen und um Inhalte, deren intelligente Wiederholung für uns nicht Langeweile bedeutet, sondern Wiedererkennen.

»Der Ort des Bogens« nennt Partenheimer seine Ausstellung im Westfälischen Kunstverein Münster. Der Titel führt zurück zur Odyssee. »Odysseus – der Künstler -«, schreibt Thomas Deecke in dem Katalogbuch, »überwand die Eindringlinge im Hause seiner Frau Penelope, weil er den Ort des Bogens kannte, weil er in der Lage war, den Bogen zu spannen,…

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