vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Gespräche mit Philosophen · S. 250 - 260
Gespräche mit Philosophen , 1990

FLORIAN RÖTZER IM GESPRÄCH MIT DEM PHILOSOPHEN PETER KOSLOWSKI

Postmoderne und Moderne sind, man weiß es mittlerweile, zu fast beliebigen Chiffren für Zeitdiagnosen geworden. Ihre Attraktivität hat sich daher merklich erschöpft, wenn auch damit die dahinterstehenden Programmatiken in ihren konkreten Zielen nicht erledigt sind. Vielleicht hat der auch politisch und ökonomisch besser funktionalisierbare Begriff der Kulturgesellschaft, in der die ästhetische Wende aufgeht, den der Postmoderne verdrängt. Peter Koslowski, ein Schüler des konservativen Philosophen Robert Spaemann, ließe sich, darin Odo Marquard nahestehend, als jemand verstehen, der der Kulturgesellschaft ihren philosophischen Hintergrund geben will. Während aber Odo Marquards “Philosophie des Stattdessen” die Idee der Pluralität sowie der ästhetischen Kompensation der Modernisierungsschäden durch eine wieder auf ihre Autonomie verpflichtete Kunst als die eigentliche Errungenschaft einer zu sich selbst kommenden Moderne versteht, meint Koslowski, daß es im Zeichen der Postmoderne eben darum gehe, die arbeitsteilige Ausdifferenzierung und Isolierung etwa von Wissenschaft, Technik, Religion, Ökonomie und Kunst bzw. Kultur ganz im allgemeinen, wie sie der Moderne eigen sei, wieder zu überwinden. Nicht Kompensation, sondern Integration und Ganzheitlichkeit also sind seine Maximen. Gegen die anarcholiberale, dem modernen Subjektivismus verpflichtete Postmoderne mit ihrem Prinzip der Vielheit, also gegen Marquard, Welsch und Lyotard, führt Koslowski eine “essentialistische Postmoderne” ein, die sowohl an der Idee einer umfassenden Integration wie am Programm der Metaphysik, wenn auch mit einer Ausrichtung an der christlichen Gnosis, festhalten will. In seinen beiden neuen Büchern – “Die Prüfungen der Neuzeit” und “Wirtschaft als Kultur” – stellt Koslowski, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover und Professor…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei