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Ausstellungen: Maastricht · von Uta M. Reindl · S. 596 - 597
Ausstellungen: Maastricht , 2017

Raymond Pettibon

A Pen of All Work
Bonnefantenmuseum 02.06. – 29.10.2017
von Uta M. Reindl

Zeit sollte der mitbringen, wer die vielschichtigen, gerne verrätselten Texte und Bilder von Raymond Pettibon in dessen Retrospektive mit 700 Werken erfassen möchte. Nicht ohne Grund überschreibt der Westküstenkünstler die aus dem New Museum in New York nach Maastricht gewanderte Überblicksschau mit dem kryptischen Zitatfragment des britischen Schwarzromantikers Lord Byron „ A pen of all work“. Ob er damit den „pen“ für die handschriftlichen Notizen mit oft universell Anspruch meint, aus denen heraus Pettibon, der in Wirklichkeit Raymond Ginn heißt, seine Zeichnungen und viele Gemälde entwickelt? Hierbei dürfte für ihn das einmal formulierte Prinzip gelten: „The language is on fire and you just spit it out“? Ungefiltert mischt nämlich der 957 in Tucson geborene und in Los Angeles lebende Künstler E- und U-Kunst auf – meist mit einem guten Schuss Ironie und Zynismus. Und er hat Goya und Daumier wahrgenommen, wie es Benjamin Buchloh im lesenswerten Ausstellungskatalog ausführlich reflektiert. Bekannt wurde Pettibon, immer noch eine Kultfigur der Westküstenszene, durch Karikaturen zur US-amerikanische Pop- und Gegenkultur, entwickelte sodann zunehmend poetische sowie politische Werke. Letztere dürften von geradezu unheimlicher Aktualität sein, wie sich dies im Bonnefantenmuseum eindrücklich veranschaulicht.

Den Auftakt der thematisch gegliederten Ausstellung bilden Zeichnungen und ganze Ausgaben aus dem Zeitschriftenprojekt „Captive Chains“ (1978), die der junge Pettibon als Wirtschaftstudent produzierte und nach einem literarischen Zitat aus einem Stück des mittelalterlichen Dramatikers Christopher Marlowe benannt hat. Schon hier wird deutlich, dass Pettibon Literatur liebt, vor allem die…


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