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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 314 - 315
Ausstellungen: London , 2014

Edgar Schmitz
Ed Atkins

»Materialistischer Animismus«
Serpentine Sackler Gallery, London, 11.6. – 25.8.2014

Die Ausstellung ist großartig, meisterhaft inszeniert und in ihrer scheinbar nonchalanten Intensität einzigartig. Atkins erarbeitet wie kaum jemand anders im Moment so etwas wie einen Bildlichkeitsbegriff, der Anspruch auf Jetztzeit anmelden kann und muss; und schafft dabei eine Reihe von narrativen Strängen, aufdringlichen Nahaufnahmen und gesungenen Einlagen, die sich über ihre verschiedenen Ebenen dem Zugriff ebenso entziehen, wie sie sich ausufernd und raumgreifend ausbreiten. Es gibt die Ausstellungschoreografie, in der derselbe Film in gegeneinander verschobenen Sequenzen den Raum animiert; die Art und Weise, wie sich die scheinbar nachlässig an den Galeriewänden lehnenden Bildschirme zum Raum und zum Besucher verhalten (und in denen sich die neue Sackler Galerie der Serpentine im ehemaligen Pulverlager endlich einmal nicht als veredelte Cafeteria mit Galerieraum aufdrängt). Und natürlich gibt es den Protagonisten selbst in seinen computeranimierten nach-filmischen Räumen – hinter der Wand, wie er durch ein Loch späht, am Tisch, unter dem Tisch, ins Glas pinkelnd, mit seiner Hand in Scherben. Und den kokett-aggressiven Flirt, mit dem er den Betrachter angeht und dabei gleichzeitig den Raum belegt und zurückfordert.

Das ist mehr als das Spiel mit virtuellen und anderen, angeblich unmittelbareren Realitäten, das Atkins allgemein so oft zugeschrieben wird und unter deren Label er so breitläufig und werbeträchtig zum Posterboy der post-internet Generation umgeschrieben wurde: Atkins’ Arbeit ist über die letzten Jahre parallel zu ihrem kometenhaften Aufstieg immer wieder hinsichtlich der Materialität höchst definierter Bilderwelten befragt worden, und dahingehend, wie diese sich zu Körperlichkeiten verhalten,…



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