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Relektüren · von Rainer Metzger · S. 328 - 329
Relektüren , 2014

Rainer Metzger: Relektüren

Folge 30
Edward Said, Orientalism, New York: Pantheon Books 1978, deutsch als: Orientalismus, Frankfurt u.a.: Ullstein 1981. Neuausgabe in der Übersetzung von Hans Günter Holl mit Saids Nachworten von 1994 und 2003, Frankfurt: Fischer 2009

Womöglich hat keine Theorie das Denken der letzten Jahrzehnte so beeinflusst wie dasjenige von Edward Saids „Orientalismus“. Übersetzungen in 36 Sprachen hatte der Autor zu vermelden, als er im Mai 2003, ein Vierteljahr vor seinem Tod, ein Nachwort schrieb. Es war das zweite, schon 1994 hatte er seinem Buch von 1978 eines gewidmet. Mit der überreichlich gewordenen Zahl seiner Kritiker setzt sich Said da auseinander. Eine Rezension von Basim Musallam wird etwa zitiert, sie erschien 1979, und ebenda wird wiederum auf einen libanesischen Autor namens Michael Rustum Bezug genommen, der 1895 ein Buch vorgelegt hatte. In Musallams Rezension, zitiert von Said, also heißt es: „Vielleicht leben Edward Said und seine Generation manchmal in dem Bewusstsein, auf nichts Festeres bauen zu können als die Überreste der zerstörten syrischen Gesellschaft Michael Rustums und auf Erinnernungen“ (S. 386). All diesen Jahreszahlen, 1895, 1978, 1994, 2003 kann man 2014 hinzufügen, denn ein Faktor scheint der selbe geblieben zu sein: die Rede von den „Überresten der zerstörten syrischen Gesellschaft“.

Womöglich ist auch keine Theorie der letzten Jahrzehnte so beflissen zerpflückt worden wie diejenige von Said, der sein hybrides Werk als Literaturwissenschaftler der Columbia University verfasst hat. Vielleicht indes reicht ein Blick auf die heutigen Zustände in eben dem Orient, der laut Said eine Konstruktion darstellt, um zu konstatieren, dass hier…


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