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Gespräche mit Künstlern · von Michael Stoeber · S. 202 - 211
Gespräche mit Künstlern , 2014

Karla Black

Irgendwie frei und ungebunden und ohne Furcht
Ein Gespräch von Michael Stoeber

Je hartnäckiger die Künstlerin schweigt, desto lauter tönen die Exegeten. Der eine fühlt sich durch ihre Werke an „Torten aus Schlaraffia“ und „dreistöckige Supersandwichs“ erinnert. Die andere an „Zuckerguss“ und „Zuckerwatte“, an „Tüllkleider“ und „Wolken im zarten Licht der Morgenröte“. Eine dritte denkt bei ihrer Betrachtung an „Rokoko“ und „Fêtes galantes“, „festliche Rituale“ und „künstliche Idyllen“, aber auch an das „Erhabene“. Die 1972 in Schottland geborene Karla Black hält indes nicht viel von Sprache, wenn es darum geht, ihre Skulpturen zu verstehen. Lieber empfiehlt sie dem Betrachter, sie wie eine Landschaft zu erleben. Und zwar mit allen Sinnen. Ihre Werke formt die Künstlerin in der Tradition der arte povera aus billigen und oft ungewöhnlichen Materialien wie Nagellack und Lidschatten, Sägemehl und Erde, Vaseline und Aluminium, Papier und Zellophan, Farbpigmenten und Gipspulver. Sie inszeniert sie so im Raum, dass sie dabei aufeinander bezogene Ensembles bilden. Das Wort Installation vermeidet Black für sie, weil es den Charakter der einzelnen Skulptur zu sehr verdränge. Viele ihrer Werke wirken geheimnisvoll unfertig und anziehend unvollkommen. Vielleicht stimulieren sie gerade deshalb im besonderen Maße die Fantasie der Betrachter. In 2011, Karla Blacks annus mirabilis, wurde sie nicht nur für den renommierten Turner-Preis nominiert, sondern auch zur Biennale in Venedig eingeladen. Die Künstlerin vertrat dort ihr Land, und ihre delikaten und fragilen Materiallandschaften, die sie in acht Räumen des Palazzo Pisani ausbreitete, machten großen Eindruck auf die Besucher. Zuletzt stellte sie in der hannoverschen Kestnergesellschaft…

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