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Biennalen: 1. Bergen Assembly · von Ingo Arend · S. 288 - 291
Biennalen: 1. Bergen Assembly , 2013

1. Bergen Assembly
Monday begins on Saturday

von Ingo Arend

Ist Norwegen die UdSSR Westeuropas? Wer in diesem Spätsommer das Land im Norden besuchte, sah weit und breit nichts, was an Leonid Breshnews Reich erinnerte. Sondern alle Ingredienzien des skandinavischen Klischees. Rot, weiß oder blau gestrichene Holzhäuser, freundliche Menschen in Windjacken. In den Parlamentswahlen Mitte September verlor der langjährige sozialdemokratische Premierminister Jens Stoltenberg seine Mehrheit. Es gehörte also schon einige Chuzpe dazu, diese egalitäre Idylle mit siebziger Jahre-Touch und akuter Rechtsdrift als “das letzte sozialistische Land” zu bezeichnen.

Das kuriose Motto war ein geheimes Leitmotiv der Bergen Assembly. Und die erste nordische Kunsttriennale ist ein Musterbeispiel für die widerstrebenden Interessen, die zur Gründung dieser Events führen. Als Trude Drevland, Bergens Bürgermeisterin von der konservativen Høyre-Partei, bei der Eröffnung Anfang September ausrief, ihre Stadt wolle mit Hilfe der Kunst bis zum Jahr 2017 die “wagemutigste, offenste und kreativste Stadt” in Nordeuropa werden, meinte man alle Glocken des kulturellen Standortmarketing läuten zu hören.

Auf der anderen Seite stehen ambitionierte Kuratoren. Für ihre Schau hatten sich Ekaterina Degot und David Riff „Monday begins on Saturday“ausgedacht. Das mysteriöse “Naturwissenschaftliche Forschungsinstitut für Zauberei und Magie“, in das es den jungen Programmierer Alexander Priwalow in Boris und Arkady Strugatzkys gleichnamigen Science-Fiction-Klassiker von 1965 verschlägt, erinnerte die frisch berufenen Kuratoren, beide Dozenten der Moskauer Rodtschenko-Schule für Fotografie und neue Medien an das, auf das sie bei ihrer Recherche in Bergen stießen: Reiche öffentliche Kunstinstitute, alle gesteuert von der unsichtbaren, aber starken Hand des Staates. Plötzlich fühlten sie sich back in the…


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