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Ausstellungen: Essen · von Annelie Pohlen · S. 308 - 310
Ausstellungen: Essen , 2011

Annelie Pohlen
Aernout Mik

»Communitas«
Museum Folkwang, Essen, 29.10.2011 – 29.1.2012

Im Radio Aktuelles zu Silvio Berlusconi: seine Karriere als Songautor stockt. Der Preis für das Label seiner Liebespoesie sinkt vor dem Marktstart von 10 auf 7, 50 Euro. Als Aernout Mik „Shifting Sitting“, 2011, dreht, da beherrscht der in seine gekaufte Macht verliebte Egomane die Bühne als Double im Video und das ‘wirkliche’ Polittheaterkarussell unter den Augen seiner italienischen wie einer inzwischen schaudernden internationalen Öffentlichkeit mit einer Skrupellosigkeit, deren Spiegelung in den Medien man allenfalls als Fiktion erträgt. Nun, könnte man mit einiger Bosheit behaupten, hat ihm Aernout Mik ein vermutlich langlebiges Denkmal gesetzt. Und wer den Herrn in der alltäglichen Politschau vermisst, findet Gelegenheit, seinem perfekten Double im Museum wieder zu begegnen. „Communitas“, so der einer 2010 entstandenen Videoinstallation entlehnte Titel für die Vorstellung von Werken, dessen ältestes, „3 Laughing and 4 Crying“, 1998 datiert, setzt in Szene, was weder in der Sprache – geht es um Gemeinschaft oder Gesellschaft? – noch im philosophischen Diskurs, geschweige denn in seiner faktischen Erscheinungsform hinreichend definierbar ist. Im Kern betrifft es das, was auch die angeht, welche sich der je anders konstituierten ‘communitas’ nicht zugehörig oder von dieser aggressiv ausgegrenzt wähnen.

Ironisch umgemünzt ließe sich Aernout Miks Inszenierung der „Communitas“ als ein perfide schönes Bühnenstück verstehen, in dem sich die erhabenen Kulturliebhaber der Theatergemeinde plötzlich – ob sie wollen oder nicht – als Statisten in der Rolle von Voyeuren in einem globalen Spektakel sehen. Ein Tunnel schleust das Publikum wie Reisende an Flughäfen in…



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