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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 358 - 359
Ausstellungen: London , 2010

Edgar Schmitz
Rachel Harrison

»Conquest of the Useless«
Whitechapel Gallery, 30.4. – 20.6.2010

In Harrisons Arbeiten ist die Frage des Displays zwar zentral, und auch überdeutlich vorgegeben. Sie ist aber auch immer mit verschiedensten Unangemessenheiten durchschossen, die scheinbar spielerisch das Feld neu verorten. Aus Verkaufsstellagen werden Podeste und Objekte, die in geradezu kunsthistorischer Akribie das Verhältnis von Sockel und Skulptur/ Figur aufgreifen und untergraben und öffnen, nur um sich dann neben Sockeln zu finden, die Harrison sich aus verschiedenen Londoner Institutionen zusammengeliehen hat und hier als Spiel mit der Museumskonvention inszeniert. Die Podeste sind so beides, symbolisch überladene Museumsarchitektur und objets trouvés einer materiellen Kultur, die sich neben die Fundstücke gesellt, die sie eigentlich hätte tragen sollen.

Die Ansammlungen lassen sich so natürlich als meta-kuratorische Reflektion lesen, die das Verhältnis von Skulptur und architektonischem sowie institutionellem Rahmen auslotet. Gerade das ist aber bei Harrison nicht Horizont der Arbeit, sondern wenn überhaupt höchstens der Hintergrund, gegen den sich die eigentliche Arbeit dann abzeichnet: welche Geschichten sich aus und mit dem Material erzählen lassen, das einmal zentral für die Fiktion neutraler Präsentationsmodi einstehen konnte. Genau das, was die Ablösung von Kontext zu garantieren schien und sich dann in der Infragestellung reduktiver Autonomiekonzepte im Laufe der Moderne verabschiedete, um anschließend in der Postmoderne als Zitat ausgehandelt zu werden, tritt hier also (wieder) als Hinweis auf eben diese Geschichte auf, und gleichzeitig als Material einer Aneignung, die mehr neugierig erscheint als kritisch/analytisch.

Das vor allem als Displayfrage abzuhandeln, erscheint hinsichtlich der Komplexität dieser Arbeiten unangemessen. Ihre Ansammlungen sind…



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