BERND UND HILLA BECHER
DIE GEBURT DES FOTOGRAFISCHEN BLICKS AUS DEM GEIST DER HISTORIE
EIN GESPRÄCH MIT HEINZ-NORBERT JOCKS
Der Nachname von Bernd und Hilla Becher hat heute fast die Rolle eines Gütesiegels übernommen. Wer von sich sagen kann, ein Becher-Schüler zu sein, dem ist ziemlich wahrscheinlich das wunderbare Glück schneller Bekanntheit, wenn nicht sogar Berühmtheit beschieden. Als sie mit ihrer systematischen Erfassung von anonymen Industriebauten per Fotografie begannen und dafür sowohl in Europa als auch in Nordamerika unterwegs waren, wurden sie deshalb belächelt. Heute steht ihr Werk der Typologien wie ein einzigartiges Monument dar und bereitet große Schwierigkeiten bei der Einordnung, da es sich in einem Zwischenbereich bewegt. Anhand ihrer persönlichen Geschichte lässt sich darstellen, wie die Fotografie zur Kunst wurde. Mit Bernd und Hilla Becher sprach Heinz-Norbert Jocks in Düsseldorf an zwei Tagen über den Lebensweg, die Erwartungen und die Hintergründe ihrer Fotografie.
Heinz-Norbert Jocks: Wie verliefen Ihre Lebenswege hin zur Fotografie?
Hilla Becher: Dass ich schon früh zu fotografieren anfing, darin unterstützte mich meine Mutter trotz der schweren Zeit nach 1945. Als junges Mädchen selber fotografierend, schenkte sie mir kurz nach dem Krieg eine Kamera, mit der ich herum fotografierte. Um das Folgende zu verstehen, sei erwähnt, dass ich aus Potsdam, der späteren DDR stamme. Später, vielleicht mit fünfzehn Jahren überließ mir mein Onkel, der den Osten gen Westen verließ, eine im Keller untergebrachte Dunkelkammer, nachdem mein Bruder und ich ihm dabei geholfen hatten, ein paar Habseligkeiten über die Grenze zu bringen. Kaum war die Dunkelkammer in meinem Besitz, legte ich…