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Titel: Parallele Kunst · von Marie-Christine Vernay · S. 241 - 245
Titel: Parallele Kunst , 1992

Frigo, Lyon

Von Marie-christine Vernay

Frigo, so future

“Jeder schreibt für sich selbst Geschichte”, hätte Walter Benjamin von jedem/jeder sagen können, der/die Mitglied der “Gruppe” Frigo wurde (sie durchlief) und an ihren breit gestreuten Aktivitäten teilnahm. Seit 1977, als die Zeitschrift “Faits Divers”, die auch alle künftigen Frigos verbindet, nicht ohne Überdruß und Provokation die rhetorische Frage stellte: “Muß man auf Künstler schießen?”, hatten die Leute von Frigo ihr Niveau bereits gewählt: das Erdgeschoß. Sie mieten eine Villa und eine ehemalige Käserei im volkstümlichen Lyoner Stadtteil La Guillottière: von der Villa aus der Blick auf die Straße, sein Gärtchen wird von einer Eisentür der Käserei begrenzt. Hausmeister der Geschichte, Wärter eines Museums ohne Objekte, mit nur wenig Interesse an einer Verankerung in der “Linken”, später auch der Sozialdemokratie, meiden sie auch ausdrücklich die Kirchturmpolitik, bauen Bourgey und Couty eine Festung gegen fein abgestimmte Bewegungen, und sie nehmen das Recht in Anspruch, zu irren, während das “cleane”, geleckte Produkt die Szenen überschwemmt (vom Theater bis zur Politik), während auch die “Figuration Libre”, zwischen Comic und “Flash”-Ästhetik, allen ihre Spielereien aufzwingt.

Da ist die Kreation einer “Todesanzeige”, nach einem Text von Heiner Müller. Der Selbstmord, der Blick bilden das Thema des Stückes. Der Leichnam ist die Umkehrung des Körpers, der Selbstmörder ein Kind Gottes. Jeder “Akteur” ficht einen Kampf im tieftsten Innern seiner selbst aus.

“Auf einer roten Plane ein liegender Körper. Seine Glieder sind an die Galerie gebunden, die das Aktionsfeld umschreibt und dominiert. Dort sind auch die Zuschauer. Während sie eintraten, schilderte eine durch ein…

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von Marie-Christine Vernay

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