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Titel: Spanien im Aufbruch · S. 212 - 217
Titel: Spanien im Aufbruch , 1988

Zwerge oder Riesen?

von José Lebrero Stàls

Die Museen spielten in der jüngsten Konjunktur der zeitgenössischen Kunst Spaniens eine wenig einflußreiche oder bedeutende Rolle. Entschloß sich der ruhelose Kunststudent – mit der photographischen Reproduktion von Kunstwerken nicht mehr zufrieden – zu einer Annäherung an die Originale, sah er sich genötigt, im ganzen Land herumzufahren, hier ein wenig, dort ein wenig aufgreifend, um eine vage Idee von dem zu bekommen, was sich so während der letzten Jahrzehnte im Lande ereignet hatte. Die Möglichkeit einer bequemen Annäherung an die eigene Kunst war fast gleich Null. Noch schlechter, wenn die Neugierde sich auf die moderne und zeitgenössische internationale Kunst richtete: Es bot sich ihm das Panorama einer Wüste. Das einflußreiche Netz von Kunstvereinen sowie lokale Kunsthallen fehlten. Bis vor kurzem mißachtete man die Kunst nicht einmal, man ignorierte sie einfach.

Auf diesem Gebiet konnte Spanien gerade einige Augenblicke der wahren Euphorie erleben: Auch wenn es noch an Sammlungen erster Kategorie fehlt, so bilden sich auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Gremien für den Ankauf von zeitgenössischer Kunst. Sie machen mit mehr oder weniger Geschick Haushaltsmittel frei, um – manchmal leider von Unerfahrenen – öffentliche Sammlungen anlegen zu lassen. Verschiedene Verwaltungen haben sich für die Realisierung von Museumsbauten verpflichtet, um diese gravierenden Mängel zu lindern. Während die Bundesrepublik Jahre der Rezession auf sich zukommen sieht, hat Spanien die Schnellstraße des künstlerisch-kulturellen Aufbaus mit Entschiedenheit und ohne Zaudern eingeschlagen. All dies könnte dazu beitragen, den bis heute schwach entwickelten und konservativen Bereich privater Sammlungen zu stimulieren, wo man…

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