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Titel: Kunst und Wissenschaft · S. 86 - 93
Titel: Kunst und Wissenschaft , 1986

Karl Clausberg
Feigenbaum und Mandelbrot

Neue Symmetrien zwischen Kunst und Naturwissenschaften

Als wissenschaftliche Begleit-Veranstaltung zur Symmetrie-Ausstellung auf der Mathildenhöhe fand vom 13. bis 17. Juni 1986 ein von der TH Darmstadt (im Audimax-Gebäude) organisiertes interdisziplinäres Symposion statt. Wie ein Physiker beim Podiumsgespräch anmerkte, war es von Generations-Unterschieden geprägt – in vielfacher Hinsicht: Die visuellen Kulturwissenschaften ließen noch einmal ihre Geschichte in Gestalt eines namhaften Veteranen-Paars, Rudolf Arnheim & Sir Ernst Hans Gombrich, aufleben. Daneben kamen zwei etwas jüngere Konzertredner mit anachronistisch-wertenden, wenn nicht eloquent-nebulösen Ansichten zu Wort: Adolf Max Vogt aus Zürich über “Rotunde und Panorama – Steigerung der Symmetrie-Ansprüche seit Palladio” sowie der Münchener-Olympiazentrum-Architekt Frei Otto über “Symmetrie zwischen Biologie und Architektur”. Einen wohltuenden Kontrast, nämlich sprachlich und fachlich fein abgestimmte Argumente, lieferten zuvor die Berliner Musikwissenschaftlerin Helga de la Motte-Haber und der Bochumer Linguist Elmar Holenstein am Schluß, wie demnächst auch im dritten Band des Ausstellungs-Katalogs nachzulesen sein wird.

Die Naturwissenschaften präsentierten sich durchweg auf allerneuestem Stand: Die ‘neue Mathematik der Formen-Entstehung und Struktur-Stabilität’ – etwas irreführend auch Katastrophen-Theorie genannt – war in Person ihres französischen Begründers Rene Thom ebenso präsent wie die neueste Gehirn-Forschung mit einem der führenden Spezialisten aus den USA: Michael Gazzaniga (New York) erläuterte anhand ausgeklügelter Tests chirurgisch behandelter Epileptiker (Durchschneiden des zentralen Verbindungsbalkens wird in schweren Fällen als permanente Notbremse benutzt) die merkwürdigen Kommunikations-Lücken und -Umwege ‘geschiedener’ Hirnhälften, was präzisere Rückschlüsse auf die normale Verständigungsform und Arbeitsteilung ungetrennter Zerebral-‘Paare’ gestattet. Und auf der anderen Seite machte das neue Feld der ‘Synergetik’ – es thematisiert im erklärten…


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