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Titel: 150 Jahre Fotografie III · von Klaus Honnef · S. 6 - 22
Titel: 150 Jahre Fotografie III , 1977

Das Spektrum der fotografischen Möglichkeiten
1. Die Entdecker

Einer Möglichkeit, authentische Bilder der Wirklichkeit ohne Zuhilfenahme zeichnerischer oder malerischer Fertigkeiten zu erlangen und festzuhalten, waren anfangs des vergangenen Jahrhunderts eine Reihe von Erfindern, von Wissenschaftlern und amateurhaften Tüftlern, auf der Spur. Der Apparat, der dies zuwege bringen konnte, war bekannt: die camera obscura. Sie bestand aus einem Kasten mit einer Öffnung, der ansonsten nach außen hin vollkommen abgedichtet war. Bei Sonnenschein ’empfing’ dieser Kasten durch die Öffnung einen von ihr begrenzten Ausschnitt der Wirklichkeit: Der Ausschnitt schlug sich kopfüber auf der Rückwand des Kastens als naturgetreues Bild nieder. Zustande kam das Bild dank der Vermittlung des Lichts. Aber das Problem, worum es ging, war, nicht nur authentische Bilder zu erreichen, sondern sie auch auf eine Platte oder ein Stück Papier zu bannen, das so präpariert war, daß sie überdauerten. Die Bilder der camera obscura waren allzu flüchtig. Sie bedurften, um fixiert zu werden, der Transponierung durch die Hand des Zeichners oder Malers. Das Verfahren war zeitraubend und setzte im übrigen eine vergleichsweise hohe handwerkliche Fertigkeit voraus. Erkenntnisse in der Chemie hatten indes Substanzen, die aus verschiedenen chemischen Stoffen zusammengebraut waren, bereit gestellt, die das Problem des dauerhaften Festhaltens zu lösen vermochten. Der erste, dem dieses gelang, war ein pensionierter Offizier namens Niecephore Nièpce. Er hatte Jahre und sein gesamtes Vermögen daran gegeben, Heliographien, Bilder der Sonne also, anzufertigen. Im Jahre 1826 glückte ihm, was er lange erstrebte. Auf einer chemisch sensibilisierten Metallplatte erzielte er ein authentisches Bild der Wirklichkeit, das kein Zeichner…

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